Montag, 9. Januar 2017

Monatsrückblick Dezember: Sydney, (M)eine Weihnachtsgeschichte und der Start in ein neues Jahr

Hey ihr Lieben! <3

Long time no see! Und ich werde keine Ausrede dranhängen. :D 
Doch ein weiterer Monat (ja, sogar ein Jahr) ist vergangen und euch steht wie immer ein kleiner Rückblick zu. In erster Linie jedoch werde ich von meinem Urlaub in Sydney berichten. Dort hatte ich eine wundervolle Zeit. Ich feierte Weihnachten und Silvester mit tollen Menschen, wohnte wieder bei Jake und Deeyaa, hatte die Chance, erneut meine Freunde zu treffen, und es war eine große Überraschung, dass ich für die kurze Zeit, die ich in Sydney war, tatsächlich einen Nebenjob gefunden hatte. Ich arbeitete als Fundraiser für Kids Hope Australia, verbrachte also einige Tage damit, Menschen zu überreden, lustige Rentier- später auch Neujahrshüte für einen guten Zweck zu kaufen. Das ist nicht der schönste Job, aber Hey!, ich bin dankbar, überhaupt etwas gefunden zu haben.

Heilig Abend war in erster Linie eine merkwürdige Erfahrung: Von 10 bis 15 Uhr arbeitete ich, d.h. ich stand mit meinen Rentierhüten vor einem Shopping Center und nervte sämtliche Anwesenden, sie sollen doch passend zu Weihnachten noch ein Geweih kaufen.

Auf den abendlichen Gottesdienst im Convention Centre, Hills Campus freute ich mich schon den ganzen Tag. Blöd nur, dass der riesige Saal, als ich eintraf, schon voll war, und ich somit im Hub – einem kleineren Nebengebäude – landete. Als ich den Saal betrat, war ich schon recht enttäuscht: Da bin ich am 24. Dezember in Sydney und habe es nicht mal ins CC geschafft (eine Live-Übertragung des Gottesdienstes hätte ich mir genauso gut in Brisbane angucken können) und plötzlich kam mir auch der Gedanke, wie schön es doch wäre, jetzt mit meiner Familie in der kleinen gemütlichen Kirche in Theißen zu sein, beim Krippenspiel mitzuwirken, O du fröhliche zu singen und anschließend mit meinen Eltern und meinem Bruder im Wohnzimmer zu sitzen, gemeinsam Abend zu essen und Geschenke auszupacken. Ich aber saß ganz alleine in einer Kirche in Sydney, 16 000 km entfernt von meiner Familie, und obwohl mich Hunderte von Menschen umgaben, fühlte ich mich zum ersten Mal seit langer Zeit richtig einsam. Da konnte ich nicht mehr und musste einfach weinen. 

Manchmal, wenn wir das Gefühl haben, ganz am Boden zu sein, schickt Gott uns einen Engel – einen Engel in Menschengestalt. Das ist in den meisten Fällen wohl auch viel praktischer als ein echter Engel Gottes. Der würde in einem rappelvollen Saal schon recht viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und müsste zuerst die ganze "Fürchtet euch nicht!"-Nummer abziehen, bevor er schließlich seine guten Neuigkeiten überbringen könnte. Nee, das hätte wohl alle Anwesenden überfordert. Da gab es eine bessere Möglichkeit.

Der Engel, den Gott mir an Heilig Abend vorbeischickte, als ich mich so sehr nach Zuhause sehnte, dass ich nicht aufhören konnte zu weinen – dieser Engel war eine junge Frau namens Annie, die zu mir kam und mich fragte, warum ich so traurig sei. 
Ich erzählte ihr, dass es mein erstes Weihnachten ohne meine Familie sei, dass ich alleine zur Kirche gekommen wäre, dass ich meine Freunde in Brisbane vermisste und momentan einfach Heimweh hätte. Annie hörte mir zu und erzählte mir anschließend, sie kenne das Gefühl, weil sie vor 14 Jahren von Amerika hierher gezogen sei. Zu ihrer allerersten australischen Weihnacht fühlte sie sich ganz genauso. Ihr Mitgefühl und die Einladung, ich könne mich mit zu ihr und ihrer Familie setzen, war ein riesiger Trost für mich. So konnte ich den Gottesdienst doch noch genießen und mich darauf konzentrieren, was Weihnachten – mal abgesehen von Coca-Cola, Geschenken und Kommerz – eigentlich ausmacht: Die Geburt Jesu und was das für uns Menschen bedeutet. Kurzer Abstecher in die Predigt: Wusstet ihr, dass Gott das Normale liebt? Er braucht keine Extravaganz, keine ausgefallenen Begebenheiten, um zu wirken. Nein, Gott liebt das Stinknormale sooo sehr, dass sein einziger Sohn in einem Stall geboren wurde von einer Frau aus Nazareth. (Nazareth war damals vielleicht in etwa so bedeutend wie Theißen. Ach, nicht mal. In Theißen gibt's wenigstens Globus...) Nazareth war klein und unbedeutend. Heute würden wir das vielleicht als Kuhdorf oder Kaff bezeichnen. Und trotzdem war Jesus bekannt als Jesus aus Nazareth. Der Sohn Gottes wurde geboren von einem stinknormalen Mädchen – ihr ist ein Engel erschienen – in einem stinknormalen (hier, ist stink wohl sogar wortwörtlich zu verstehen) Stall. Er wurde besucht von stinknormalen Hirten mit stinknormalen Schafen – auch ihnen ist zuvor ein Engel erschienen. Ist das nicht beruhigend? Wir müssen nicht aus der Masse herausstechen, um von Gott gesehen zu werden. Wir müssen nichts großartiges leisten, damit Gott uns einen Engel schickt. Nein, Gott kennt unsere Namen, jeden einzelnen von uns. Er kennt und liebt dich, auch wenn du stinknormal bist. :) Für Ihn bist du etwas ganz besonderes, sogar weil du stinknormal bist. Gott liebt das Durchschnittliche. Dafür gibt es noch etliche andere Beweise, doch hey ich bin nur die Pfarrerstochter. Da gibt's Menschen, die das wohl noch wesentlich besser erklären können. :D
Fakt ist, die Geburt Jesu verwandelte eine stinknormale Nacht in eine ganz besondere, so besonders, dass wir sie 2000 Jahre später noch feiern, weltweit, alt und jung, dick und dünn (naja, nach den Feiertagen wohl eher alle dick ...)


Nach der Predigt folgte das Krippenspiel. Das ist Zuhause übrigens andersrum... Die Gemeinde war schon recht beeindruckt, als Maria auf einem echten Esel in den Saal kam, die Schäfer zwei Lämmer mit sich führten und die drei Weisen zwei echte Dromedare. Wow. War ich froh, dass keines der Tiere in diesen aufregenden Minuten sein Geschäft verrichten musste. Lustig, im Convention Centre ist einem Dromedar nämlich genau das passiert, wie mir später erzählt wurde. 

Den 25. Dezember konnte ich schon wesentlich mehr genießen: Annie hatte mir für den Gottesdienst einen tollen Platz freigehalten und ich lernte einen freundlichen Hillsong-Studenten kennen. Den Nachmittag verbrachte ich mit Jake und Deeyaa – typisch australischer Weihnachtsfeiertag – im Pool. :) 

Auch die restlichen Dezembertage vergingen schnell und dann klopfte 2017 an. Silvester in Sydney ist schon eine sehr aufregende Erfahrung. Das riesige Feuerwerk an der Harbour Bridge ist weltbekannt und ich bin überglücklich, jene Nacht mit zwei Freundinnen aus Deutschland verbracht haben zu können. So startete ich zwar am anderen Ende der Welt ins neue Jahr, doch in gewisser Weise war ein kleiner Teil meiner Heimat bei mir. ♡ 

Und da sind wir nun: 2017! Ist das nicht cool? Ich weiß, dass sich viele Menschen auf dieses Jahr freuten, weil 2016 sich aufgrund zahlreicher Katastrophen und gestorbener Prominente insbesondere online sehr unbeliebt gemacht hat. Doch um ehrlich zu sein, ich habe 2016 geliebt! Ich wage sogar zu behaupten, es war das tollste Jahr meines bisherigen Lebens: Es begann mit zwei wundervollen Theaterpremieren, ging weiter mit meinem Schulabschluss (whooh-saa!!), einer genialen Zeit in Japan und Schwupps! befand ich mich in Australien! 3 Monate Sydney, 2 Monate Brisbane. Etliche wundervolle Ausflüge, Kennenlernen grandioser Menschen, Hillsong! ♡ 
Hey, mein Jahr war genial, doch das Beste ist: The best is yet to come! 2017, du bist dran!




Mein letzter Tag in Sydney: The beauty of Palm Beach.

Einen letzten Monat werde ich nun noch in Brisbane in meiner vierten und definitiv letzten Gastfamilie verbringen – diese Anzahl an Gastfamilien war ursprünglich nicht geplant, haha, aber ich bin froh darüber, wie alles gekommen ist, denn somit hatte ich die Chance viele fantastische Menschen zu treffen und jede Menge Erfahrung mit Kindern jeden Alters zu sammeln – und im Februar beginnt meine zweimonatige Reise. Die Zeit rast. Grund genug, jeden einzelnen Tag zu genießen! 

Ich hoffe, auch hier hattet wunderbare Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr! Das wird ein richtig cooles Jahr, versprochen! ♡

Neujahrsgrüße
Hanna 🐨