Hey ihr Lieben,
ja ich bin noch am Leben. Besser noch: Ich
genieße mein Leben mehr denn je. Ganz blauäugig würde ich sogar behaupten, ich habe
momentan die Zeit meines Lebens, obwohl das eventuell zu weit hergeholt ist,
weil da ja – will ich doch hoffen –
noch ein paar Jährchen vor mir liegen. Mit Gewissheit jedoch kann ich sagen,
dass ich mich derzeit nicht beschweren kann. Ich hab es mir auf einem blau
karierten Sofa auf der Veranda des Hostels gemütlich gemacht und durchstöbere auf
meinem Handy die zahlreichen Fotos. Hier und da lösche ich eines, weil ich fünf
Aufnahmen vom selben Motiv habe oder das Bild ohnehin verwackelt ist. Hin und
wieder huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Dann lege ich das Handy auf meinen
Bauch und starre einige Augenblicke land reglos an die Decke, an der ein
kleiner Gecko entlang klettert. Meine Gedanken schweifen ab, zurück in ein
vergangenes Erlebnis der letzten Monate.
Sie verirren sich nach Sydney, wo ich im Pullover
durchs CBD schlendere, die Wolkenkratzer zähle und mich frage, wie viele
Menschen hinter diesen Mauern wohl gerade mit einem Papierstau zu kämpfen haben.
Sie bringen mich zurück zu Jake, der mir erklärt, dass Superman und Captain
America am liebsten Apfelsaft trinken, Batman und Hulk jedoch Orangensaft
bevorzugen. Dann bin ich auf einmal in Brisbane, sitze weinend auf dem
Bett, weil ich noch keine Freunde gefunden habe, und als nächstes erscheinen da
Menschen, die mich aufmuntern, willkommen heißen und zum Lachen bringen. Der
Gecko über mir beginnt zu schnalzen und ich befinde mich wieder auf dem
muffigen Sofa im Hostel.
Seit sechs Monaten schon befinde ich mich
nun hier in Australien. Seit sechs Monaten schon bin ich in erster Linie auf
mich allein gestellt, lerne neue Menschen kennen, besuche neue Plätze,
organisiere mein Leben. Ich bin stolz auf mich. Ich bin stolz auf die
Selbstständigkeit, die ich gewonnen habe, den Mut, den ich aufbringen musste,
um hierher zu kommen, stolz auf die Entscheidungen, die ich getroffen habe. Ich
bereue nichts. Dinge liefen schief. Ich musste Familien verlassen, weinte vor
Heimweh, fühlte mich unerfahren, fehl am Platz. Doch diese negativen Eindrücke hielten
nie lange an. Wenn eine Tür geschlossen wurde, öffnete Gott mir eine andere. Er
nahm meine Hand und führte mich an einen neuen Ort, sandte mir neue Leute, die
mir gut taten, zeigte mir, wie sehr Er mich liebt.
Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige!
Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf,
erkennt ihr's denn nicht?
Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.
Jesaja 43, 18-19
Sein größtes Geschenk an mich waren die
Menschen, die mich inspirierten und mir dabei halfen, Ihm näher zu kommen.
Insbesondere in den letzten Wochen bemühte ich mich, jede freie Stunde mit
diesen Leuten zu verbringen. Wir nennen das Quality
Time – eine Sprache der Liebe nach Gary Chapman. (Sprachen der Liebe. Ein sehr interessantes Thema, aber darüber kann
ich euch ein anderes Mal berichten…)
Wir verbrachten Zeit an der Gold Coast,
spielten Basketball, fuhren Skateboard in der City, hatten spontane
Übernachtungspartys, kochten gemeinsam, lachten bis der Bauch wehtat, gingen zu
Gottesdiensten, machten Musik, spielten Karten bis 3 Uhr nachts, beteten,
lebten. Wow! Egal, was wir taten, ich fühlte mich fantastisch, fühlte mich
geliebt. Die letzten Wochen waren ein Segen und ich bin Gott so dankbar dafür!
Allerdings geht jede gute Geschichte
einmal zu Ende und so kam es, dass ich Brisbane am Samstag verlassen habe. Ich
habe sowohl die Eltern als auch die Kinder, mit denen ich den Januar
verbrachte, sehr liebgewonnen, wurde Teil der Familie, und dennoch war mir
bewusst, dass ich sie bald verlassen würde, dass diese Beziehung eben nur
temporär war. Das habe ich akzeptiert und verstanden. Daher war es auch kein
Problem, meiner Gastfamilie am Samstag Tschüss zu sagen.
Schwieriger fiel mir der Abschied von
meinen Freunden. Kein Wunder, dass ich zu unserem letzten gemeinsamen
Gottesdienst Rotz und Wasser heulte. Ich hab sie einfach so lieb und weiß, dass
sie mich auch sehr wertschätzen. Das ist so ein schönes Gefühl. Am Samstagmorgen
kamen sie sogar extra zur Bushaltestelle, um meine Reisepartnerin und mich zu
verabschieden. Das ist tiefer als Freundschaft. Das ist Familie. Und ich bin so
froh, dass ich noch ein letztes Wochenende im April in Brisbane mit ihnen
verbringen werde, bevor ich zurück nach Deutschland fliege. ♡
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#familyinChrist
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Doch
davor genieße ich die kommenden acht Wochen. Es ist das letzte Kapitel meiner
Australienzeit, das Kapitel, auf das ich im Prinzip die ganze Zeit drauf hingearbeitet
hatte: Die Reise. Zwei wundervolle Monate werde ich mit der besten
Reisepartnerin, die man sich vorstellen kann, zunächst die Ostküste und dann
noch einen Teil des Südens Australiens erkunden. Das alles ist nur Dank ihres
Organisationstalents zustande gekommen. Ich bin so glücklich, sie im August in
Sydney kennengelernt zu haben, wo wir schon ganz geniale Sachen gemacht haben. Ehrlich,
dieses Mädchen ist so ein Segen. Ich danke dir, A! ♡
Noch
befinden wir uns an unserem ersten Stopp in Noosa, 150km weiter nördlich von
Brisbane. Doch schon bald geht’s weiter.
Mehr von Noosa und der weiteren
Reiseplanung erzähle ich euch dann das nächste Mal, Freunde. An dieser Stelle möchte ich mich auch mal bei euch bedanken für die Zeit, die ihr euch nehmt, meinen Blog zu lesen und mich somit zu begleiten. Das bedeutet mir viel!
Seid
behütet!
Aufbruchsgrüße
Hanna 🐨