"6
Nächte." – Beim Beantworten der Frage, für wie lange wir in das Hostel
einchecken würden, wirkte der Rezeptionist ziemlich überrascht. Die meisten
Leute verbringen hier nämlich nur 1-2 Tage als Zwischenstopp, bevor sie eine mehrtägige
Tour auf Fraser Island machen.
Tja, wir
wollten uns eben auch Rainbow Beach selbst ganz genau anschauen. Blöd nur, dass
es hier gar nicht sooo viel zu tun gibt. Es gibt einen Strand, der keine 5
Minuten entfernt ist, und einen Nationalpark, ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß,
eine Straße mit überteuerten Souvenirshops und ein paar Getränkeautomaten. Oh,
und dann gibt es natürlich dieses mehr oder weniger wundervolle Hostel, in dem
die meisten Gäste stundenlang im Aufenthaltsraum vor ihren Handys sitzen und
das kostenlose WLAN ausnutzen. Meine Freundin und ich wollte wenigstens etwas
aktiver sein und so gingen wir fast jeden Tag zum Strand. Rainbow Beach ist an
und für sich ein sehr schöner Strand – nur nicht zum Baden, weil die Wellen
dauerhaft recht reißerisch sind und es deswegen gar nicht so ungefährlich ist,
hier schwimmen zu gehen. Daher haben wir uns auch nicht so weit raus getraut. Doch auch wir
ließen es uns nicht nehmen, uns im flacheren Wasser ein bisschen von den Wellen
durchrütteln und umhauen zu lassen.
Ansonsten
verbrachten wir einfach viel Zeit damit, im Sand zu sitzen, zu lesen, Musik zu
hören, zu schreiben und Ukulele zu spielen. Ich habe mir nämlich endlich eine
hier in Australien gekauft. In wie weit sich das noch für die nächsten sieben
Wochen lohnt, möchte ich jetzt bitte nicht ausdiskutieren.
Mein
persönliches Rainbow-Beach-Highlight war der Sonnenaufgang, den wir uns am Montag angesehen haben. Zuerst war ich von der Idee, um fünf Uhr aufzustehen, nicht so
angetan und so war ich letzten Endes umso glücklicher, dass meine Reisekollegin
eine echte Überredungskünstlerin ist, denn als wir ihre Idee schließlich in die Tat
umsetzten, war ich begeistert. Wir schlichen also früh am Morgen aus unserem
Zehn-Bett-Zimmer und gingen – noch im Schlafanzug – an den Strand, wo sich uns 20
Minuten später ein atemberaubender Anblick bot. Ich bin noch immer hin und weg
und möchte jetzt bitte an jedem unserer Reisestopps einen Sonnenaufgang
beobachten. Guckt euch die Fotos an! Ich versichere, in echt war es noch viel
beeindruckender! ♡
Sehr interessant
war auch unsere Wanderung zu Carlo Sandblow.
Was klingt, wie ein talentloser deutscher Schlagersänger, ist eigentlich eine wunderschöne
Sanddüne mitten im Wald, von der man eine unglaublich gute Sicht hat. Auf der
einen Seite kann man den Pazifik sehen und mit etwas Glück sogar Buckelwale
erspähen. (Dazu ist momentan allerdings die falsche Saison.) Auf der anderen
Seite kann man einen großen Teil des Nationalparks überblicken und fabelhafte Sonnenuntergänge
beobachten. Leider war es an dem Abend, den wir dort verbrachten, sehr bewölkt,
sodass wir lediglich wahrnahmen, wie es langsam dunkler wurde – ohne
beeindruckendes Farbenspiel am Himmel. Naja. Man kann nicht alles haben. Dafür
hatten wir zuvor einen spektakulären Sonnenaufgang.
Abgesehen
vom Strand und diesem Nationalpark kommen die meisten Reisenden, wie gesagt,
hierher, um eine Tour zu Fraser Island zu unternehmen. Wir hatten unsere
Tagestour am Samstag und die hat sich richtig gelohnt! Es ist schon ein
Abenteuer für sich, mit dem Bus den 75
Mile Beach (der Name erklärt sich von selbst) und die hügeligen Wege auf
der Insel entlangzufahren. Da wird man echt ordentlich durchgeschüttelt! Wer
schnell seekrank wird, sollte sich eine solche Tour zweimal überlegen. Doch es
lohnt sich. Die größte Sandinsel der Welt bietet wundervolle Szenerien: Der
scheinbar endlose Strand, die riesigen Sanddünen, der Regenwald und die fast
200 Seen, von denen wir allerdings nur einen besuchten – Lake McKenzie. Wenn
man diesen besucht, fühlt man sich, als wäre man soeben auf magische Art und
Weise in das Bild auf einer Postkarte gehüpft: Kristallklares Wasser, in dem
sich der Himmel spiegelt, weißer Sandstrand, umgeben vom Grün der umstehenden
Bäume und kein Wölkchen am Himmel. Wir waren BEEINDRUCKT – völlig hin und weg.
Etwas vergleichbares hatte ich noch nie zuvor gesehen. (Da kann unser geliebter Kretzschauer See nicht mithalten, mein liebes Gurkenrudel…
:D) Wieder kann ich nur auf die Fotos verweisen, weil mir keine anderen
Wörter als wunderschön und unfassbar in den Sinn kommen…
Neben der
wunderhübschen Natur war ich an diesem Tag übrigens auch sehr angetan vom
Mittagessen, weil es Buffet gab und nach der ersten Woche als Backpacker fühlt
man sich dabei plötzlich wie eine Prinzessin – keine stickige Hostelküche,
nicht selber kochen müssen, bezaubernd…
Unser
Tourguide Cam führte uns ein wenig durch den Regenwald, erzählte uns viel über
Pflanzen, die die Aboriginies zum Kochen, Bauen und Heilen nutzten, und über
Fraser Islands Fauna. Als wir an unserem letzten Stopp, Eli Creek – dem größte Bach der Insel, mit dem stündlich bis zu 4 Millionen
Liter (!!!) Süßwasser in den Ozean fließen – ankamen und noch immer keinen
Dingo gesehen hatten, war ich ein bisschen enttäuscht. Schließlich sind diese Hunde
das Markenzeichen der Insel. Doch Cam, der wirklich beste Tourguide der Welt, ließ
niemanden unzufrieden nach Hause gehen. Auf der Rückfahrt zur Fähre – erneut ging es den 75 Mile Beach entlang
– rief er plötzlich „DINGO!“ und fuhr rechts ran und da schlich tatsächlich ein
sandfarbener Hund am Rande Düne entlang, huschte um unseren Bus herum und
verschwand zwischen den Bäumen. Ich war baff! ♡
Es grünt so grün... in Frasers Regenwald |
Müde aber
überglücklich setze Cam uns eine Stunde später vorm Hostel ab, wo wir nur noch
Dinner kochten und uns – noch immer total begeistert – ins Bett fallen ließen.
Dieser Ausflug war wirklich ein spektakuläres Erlebnis.
Mir gehen übrigens die Adjektive aus und ich fühl mich beim
ständigen Synonymesuchen schon, wie eine dieser Personen, die Texte für
Reisemagazine verfassen. Aber manche Plätze verdienen es einfach so hochgelobt
zu werden. Wir können uns echt glücklich schätzen auf einem Planeten mit so
wundervollen Orten leben zu dürfen! ♡
Nun befinden wir uns bereits an Stopp 3: Hervey Bay. Doch davon erzähle ich euch das nächste mal, ihr Lieben!
Unbeschreibliche
Grüße
Hanna 🐨